Taufe

Der Begriff "Taufe"

Das griechische Wort für „taufen“ - „baptizo“ - bedeutet „untertauchen“, „eintauchen“ oder „sich waschen“. Auch im Althochdeutschen wurde das Wort „taufen“ als heilige Handlung des Untertauchens oder der Begießung mit geweihtem Wasser zur Abwaschung der Erbsünde verstanden. In vielen Religionen wird Wasser ganz generell eine rituelle, reinigende und „heilige“ Wirkung zugesprochen.


Bedeutung der Taufe im Neuen Testament und in der Spätantike

Im Neuen Testament wird zunächst von der Taufe durch Johannes (den Täufer) berichtet, die eine eschatologische Dimension hatte, durch Untertauchen geschah und mit Buße verbunden war. Er taufte auch Jesus von Nazareth. In welcher Form Jesus selbst später taufte, ist nicht klar. Auch die Frage, ob die Verbindung von Mission und Taufe nach Mt 28,16-20 bereits auf Jesus Christus oder erst auf die frühe christliche Gemeinde zurückgeht, ist Gegenstand von Diskussionen.

In den Briefen des Paulus ist die Taufe mit der Anerkennung des Leidens und Sterbens Jesu Christi (Röm 6, 3; Gal 3, 27) sowie mit der Rechtfertigung des Sünders und dem Beginn eines geheiligten Leben in der Nachfolge Christi verbunden. Sie fand im Namen Jesu Christi statt und gliederte die Getauften in die Gemeinde ein. Inwiefern die Gabe des Heiligen Geistes mit der Taufe verbunden war, darüber lassen die neutestamentlichen Schriften verschiedene Interpretationen zu. Auch ist nicht ganz klar, ab wann auf den „Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft wurde; Erwähnung findet diese Formel auf jeden Fall in der Didache (wohl 1. Jh. n. Chr.).

Über den konkreten Vollzug und die Praktiken der Taufe erfahren wir im Neuen Testament wenig; Einblicke gewähren jedoch andere Quellen aus den ersten Jahrhunderten. So wurde die Taufe in „lebendigem“ (fließendem) Wasser durch Immersion vollzogen, wohl mit einem dreimaligen Untertauchen. Ab dem 1. Jahrhundert ist eine alternative Taufform durch ein dreimaliges Ausgießen von Wasser auf den Kopf des Täuflings überliefert. Seit dem 3. Jahrhundert wurde Ostern als idealer Tauftermin angesehen. Die Vorbereitung auf die Taufegeschah durch Glaubensunterweisung, Fasten und Gebet.
 


Kinder- oder Erwachsenentaufe

Die neutestamentlichen Schriften überliefern die Taufe von Erwachsenen. Dies entspricht der Vorstellung, dass die Taufe mit dem Bekenntnis auf das Leben und Sterben Jesu Christi verbunden ist und der Eingliederung in die auch sozial definierte christliche Gemeinde diente - in den „Leib Christi“. Allerdings gibt es einige Stellen, die von der Taufe ganzer Haushalte („Oikos“) berichten - 1. Kor 1,16; Apg 16,15;31-33. Ob sich darunter auch Kinder befanden, ist immer wieder diskutiert worden. 

Auf jeden Fall wurde die Frage, wie und wann die Kinder von Gemeindegliedern getauft werden sollten, mit der Fortdauer der christlichen Gemeinde immer wichtiger. Diskussionen über die Kindertaufe sind ab dem späten 2. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar. Als Begründung wurde oft auf die jüdische Praxis der Beschneidung verwiesen. Tertullian wandte sich um das Jahr 200 gegen die in Nordafrika aufkommende Praxis der Kindertaufe; aus dem 3. Jahrhundert sind Grabinschriften für getaufte Kleinkinder überliefert. Insbesondere Augustinus rechtfertigte schließlich die Kindertaufe mit der Erbsünde, die durch die Taufe abgewaschen würde. 


Taufe im Mittelalter

In der Spätantike und im Mittelalter gab es immer wieder Auseinandersetzungen über die Taufe. Bewegungen, die von einer „Kirche der Reinen“ ausgingen, etwa die Novatianer (3. Jhd.) oder andere Reform- und Bußbewegungen, praktizierten eine Wiedertaufe oder sprachen sich für die Glaubenstaufe aus. Ab dem 3. Jhd. wurde die Taufe außerhalb der Kirche beziehungsweise die Wiederholung der Taufe als „Häresie“ angesehen. Im Verlauf des Mittelalters setzte sich eine vom Kirchenjahr unabhängige Taufe durch. Säuglinge sollten so rasch wie möglich getauft werden; meist durch dreimaliges Untertauchen. Im Katholizismus war die Taufe eines der sieben Sakramente.

Die Taufe wurde im Mittelalter zu einem wesentlichen Instrument der Christianisierung. Massen- und Zwangstaufen besiegelten die Bekehrung ganzer germanischer und slawischer Stämme und Völker, wobei die Taufe von Stammesfürsten stets Vorbildwirkung hatte. Wie bereits in der Spätantike gehörte Exorzismus zum Taufritual. Auf Entwicklungen in der Spätantike zurückgehend, als das römische Christentum Staatsreligion wurde und der Kaiser in seiner Sakralität zum Schutzherrn der Kirche erklärt wurde, übernahm die Taufe zunehmend die Funktion der politischen Integration. Im sich ausbildenden Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wurde der Täufling nicht nur in die christliche Kirche, sondern auch in das politische Gemeinwesen aufgenommen. 


Taufe in der Reformationszeit

Für die Reformatoren wurde die Frage der Taufe vor allem in der Auseinandersetzung mit den Täufern, die die Glaubenstaufe praktizierten, relevant. Sowohl Martin Luther als auch Ulrich Zwingli rechtfertigten die Kindertaufe, die gespendet wird, um die getauften Säuglinge von der Sünde zu befreien und in die Kirche einzugliedern. Für Luther war die Taufe begründet in Gottes Wort und Ordnung; sie war Zeichen und Verheißung auf den Glauben und die Erlösung. Äußerliche Taufe und innerlicher Glauben, der bei Säuglingen noch nicht vorhanden war, konnten so in Einklang gebracht werden. 

Auf Augustinus bezugnehmend sprach Luther der Taufe und dem Abendmahl Sakramentscharakter zu, wobei er die Taufe als das „fürnemst und erst sacrament“ bezeichnete. 1526 gab der Reformator als Anhang zu seinem „Kleinen Katechismus“ eine Taufliturgie heraus. 


Kritik an der Kindertaufe

Bereits in der Frühzeit der Reformation wurde von Andreas Bodenstein von Karlstadt und Thomas Müntzer Kritik an der Kindertaufe geäußert. Doch erst die täuferischen Gemeinden vollzogen ab 1525 die Taufe tatsächlich an gläubigen Erwachsenen. Die Taufe diente hier dem Eintritt in die Gemeinde, die als Gemeinschaft mündiger und nach Heiligung strebender Christen gesehen wurde. Die „Regel Christi“ (Matt. 18, 15-18) bildete die Grundlage für eine entsprechende Gemeindezucht. Die „Artikel von Schleitheim“ (1527) sahen als Voraussetzung für die Taufe die Belehrung über Buße und Änderung des Lebens und den „wahrhaftigen“ Glauben, dass die eigenen Sünden durch Jesus Christus hinweggenommen seien.

Allerdings fand sich bei den Täufern kein einheitliches Taufverständnis. Balthasar Hubmaier sprach 1526 unter Bezug auf 1 Joh 5,6-12 von einer dreifachen Taufe: inwendig durch den Geist, äußerlich durch das Wasser und durch das Blut, was im Martyrium geschehe. In stärker chiliastisch geprägten Gruppen, etwa um Hans Hut, war die Taufe ein Zeichen für die endzeitliche Versieglung der Gläubigen, meist mit einem Zeichen auf der Stirn (nach Offb. 7, 3).

Die Kritik an der täuferischen Auffassung brachte unter anderem die Frage auf, was mit Kindern geschehe, die ungetauft sterben. Antworten der Täufer verwiesen auf Mk 10,14+15. Ihre Taufpraxis brachte den Täufern den diffamierenden Namen „Wiedertäufer“ ein. Für die Verfolgung und Kriminalisierung der Täufer war jedoch weniger die Taufe ausschlaggebend, als vielmehr ihre Ansichten zum „Staat“ zur Wehrlosigkeit sowie zur Eidesverweigerung. Hieraus wurde ihnen der Vorwurf gemacht, sie führen Aufruhr im Sinn. 


Die Tauffrage im ökumenischen Diskurs

Während neu entstandene Freikirchen im 19. Jh. noch Zwangstaufen ihrer Kinder hinnehmen mussten, widmeten sich ökumenische Gespräche ab der zweiten Hälfte des 20. Jh. der Tauffrage in einer konstruktiven Weise. Die täuferischen Kirchen nahmen mit konstruktiver Kritik am Diskussionsprozess teil, der durch die Lima-Dokumente (1982) angestoßen wurde. Sie betonte die „ethischen Implikationen der Taufe“ und die Aufgabe jedes einzelnen Getauften, im christlichen Glaubensleben zu wachsen, was sich in die täuferische Idee der Nachfolge einpassen ließ. Der wechselseitigen Anerkennung der Taufe, die 2007 in Magdeburg vollzogen wurde, verweigerten täuferische Kirchen dann allerdings ihre Zustimmung. Grund war unter anderem, dass die Taufe als „Sakrament“ bezeichnet wurde.

In den verschiedenen Dialogen, die seit den späten 1980er Jahren zwischen Lutheranern, Reformierten, Katholiken und Mennoniten beziehungsweise Baptisten geführt werden, spielt die Frage der Anerkennung der Taufe vor allem in Bezug auf eine Konfessionswechsel eine Rolle. Diskussionspunkt zwischen Mennoniten und Lutheranern war auch immer wieder die IX. Verwerfung der Confessio Augustana (1530), die das Taufverständnis der Täufer verurteilt.

Auf den baptistischen Theologen Paul Fiddes aus Großbritannien geht die Idee zurück, die Taufe als „Initiation“ und prozessuales Geschehen zu sehen, das das Christwerden und die Nachfolge Jesu Christi betont. 2019 griff eine Tagung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) diese Idee auf. Allerdings gab es auch Kritik an diesem Konzept, die darauf abzielte, dass die Unterschiede zwischen der Evangelischen Kirche und den täuferischen Kirchen nicht so sehr im Taufverständnis lägen, sondern in der Ekklesiologie. Interessante Modelle von Kirchenunionen sind in Schweden und in Italien entstanden, wo Vereinigungen von Freikirchen säuglings- und glaubenstaufende Kirchen zusammenbringen.

Das Taufverständnis und die Taufpraxis lassen jedoch auch in den einzelnen Kirchen selbst immer wieder interne Diskussionen entstehen. So müssen sich Kirchen, die die Säuglingstaufe praktizieren, Vorwürfen stellen, sie würden Säuglinge taufen, auch wenn weder Eltern noch Paten einen Bezug zur Kirche haben („unterschiedslose Taufe“). Täuferische Kirchen dagegen sehen sich Debatten über die Festlegung eines Taufalters sowie der zeitlichen Folge von Bekenntnis (zum Glauben kommen) und Taufe gegenüber. Ersteres wird als starr kritisiert, Zweiteres als zeitlich zu weit auseinanderklaffend.
Die Gemeinden der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) sowie des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) respektieren heutzutage die Gewissensentscheidung von Konvertiten/innen, wenn sie bei der Gemeindeaufnahme nicht mehr erneut getauft werden wollen. 
Auch zwischen Kirchen, die alle die Säuglingstaufe praktizieren, wird die Taufe nicht immer gegenseitig anerkannt. Da für die orthodoxen Kirchen die Kirchlichkeit anderer Kirchen nicht eindeutig geklärt ist, kamen in der Geschichte bis heute lokal immer wieder Wiedertaufen von Konvertiten z.B. aus lutherischen Kirchen vor. In Deutschland haben die orthodoxen und einige orientalisch-orthodoxe Kirchen jedoch die Magdeburger Erklärung zur gegenseitigen Anerkennung der Taufe unterzeichnet.     

                                        Astrid von Schlachta


Literatur

Burkart, Rainer W.: Die Taufe beim Konfessionswechsel als ökumenisches Problem, in: Mennonitische Geschichtsblätter 66, 2009, S. 31-48.

Enns, Fernando: Die gegenseitige Anerkennung der Taufe. Mennoniten vor einer ökumenischen Herausforderung, in: Mennonitische Geschichtsblätter 66, 2009, 49-70.

Gerlitz, Peter/Schnelle, Udo et al. (Hg.), Taufe, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 32, 2001, S. 659-741.


Geldbach, Erich: Taufe, Bensheimer Hefte 79, Göttingen 1996.

Heller, Dagmar: Baptized into Christ. A Guide to the Ecumenical Discussion on Baptism, Genf 2012.

Neue Perspektiven auf die Taufe. Begegnung und Erfahrungsaustausch der Vereinigung Evangelischer Freikirchen e.V. (VEF) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Theologische Hochschule Reutlingen, 6. bis 7. März 2019, in: epd Dokumentationen, Nr. 14, Frankfurt am Main, 31. März 2020.

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