Orthodoxe (Überblick)

Situation in der Gegenwart

Als orthodoxe Christen verstehen sich weltweit ca. 300 Mio. Gläubige, die den verschiedenen orthodoxen Kirchen angehören Der Begriff ‚orthodox‘ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „dem rechten Glauben folgende“ oder „die rechte Verehrung/Gottesdienst praktizierend“. 

Man unterscheidet zwei orthodoxe Kirchenfamilien: die orientalisch-orthodoxen Kirchen (auch: altorientalische Kirchen) mit ca. 50 Millionen Gläubigen und die östlich-orthodoxen Kirchen (auch: Kirchen der byzantinischen Tradition) mit ca. 250 Millionen Gläubigen. Die Trennung zwischen beiden Gruppen geht zurück auf das 5. Jahrhundert und die Beschlüsse des Konzils von Chalzedon 451. Damit liegt der hauptsächliche Unterschied zwischen beiden Kirchenfamilien in der Christologie, d.h. in der Auffassung davon, wie die Einheit von Mensch und Gott in Jesus Christus zu denken ist. Nach langen Streitigkeiten verabschiedete das Konzil von Chalzedon dazu eine Formel, die von zwei Naturen (menschlich und göttlich) in einer Person spricht. Diese Formulierung wurde von den Kirchen im Osten des Römischen Reiches nicht anerkannt.
Ende des 20. Jahrhunderts kam es im Zuge der Ökumenischen Bewegung zu einem Dialog zwischen beiden Kirchenfamilien, bei dem festgestellt wurde, dass beide Seiten sich letztlich in der Sache einig sind, aber eine unterschiedliche Terminologie verwenden.   

Zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen  gehören: 
-    die Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien
-    die Koptisch-orthodoxe Kirche
-    die Armenisch-Apostolische Kirche
-    die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche 
-    die Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche
-    die Malankara Orthodox-Syrische Kirche.

Die östlich-orthodoxen Kirchen sind eine Gruppe von 14 autokephalen  Kirchen, die sich als eine Kirche, die Orthodoxe Kirche, verstehen. Dazu gehören:
-    das Patriarchat von Konstantinopel 
-    das Patriarchat von Alexandrien 
-    das Patriarchat von Antiochien 
-    das Patriarchat von Jerusalem 
-    das Patriarchat von Moskau und ganz Russland 
-    das Patriarchat von Serbien 
-    das Patriarchat von Rumänien 
-    das Patriarchat von Bulgarien 
-    das Patriarchat von Georgien 
-    die Kirche von Zypern 
-    die Kirche von Griechenland 
-    die Kirche von Polen 
-    die Kirche von Albanien 
-    die Kirche von Tschechien und der Slowakei 

Es gibt eine Reihe von weiteren selbständigen Kirchen, die als ‚autonom‘ bezeichnet werden und unter der Jurisdiktion einer autokephalen Kirche stehen (Erzbistum vom Sinai, Kirche von Finnland, Kirche von Japan). Einige von diesen haben von einem der Patriarchate die Autokephalie verliehen bekommen, die aber nicht von allen anderen orthodoxen Kirchen anerkannt wird, wie z.B. die Orthodoxe Kirche in Amerika (von Moskau 1970 Autokephalie erhalten, von Konstantinopel nicht anerkannt). Ein Sonderfall ist die 2019 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine, die vom Patriarchat von Konstantinopel die Autokephalie verliehen bekam, aber von einigen anderen orthodoxen Kirchen nicht als kanonisch anerkannt wird. 

Schließlich gibt es fünf selbstverwaltete Kirchen innerhalb des Patriarchats von Moskau (Lettische Selbständige Orthodoxe Kirche, Orthodoxe Kirche Moldawiens, Russische Orthodoxe Kirche im Ausland, Ukrainische Orthodoxe Kirche, Estnische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats). 

Daneben gibt es eine Reihe von nicht-kanonischen orthodoxen Kirchen, die nicht in Kirchengemeinschaft mit den oben genannten Kirchen stehen. 

Dagmar Heller

gegengelesen von Georgios Basioudis


Literatur

  • Larentzakis, Grigorios: Die Orthodoxe Kirche. Ihr Leben und ihr Glaube, Graz 2000.
  • Oeldemann, Johannes: Die Kirchen des christlichen Ostens. Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen, 4. Auflage, Kevelaer 2016.
  • Thöle, Reinhard (Hg.): Zugänge zur Orthodoxie, Göttingen 1989.
     
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