Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)

Überblick

Zur GEKE, der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, gehören 95 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus über dreißig Ländern Europas und Südamerikas. Die GEKE vertritt damit insgesamt etwa 40 Millionen Protestanten und Protestantinnen.
 
Die GEKE gibt es dank der „Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa“, kurz „Leuenberger Konkordie“ (benannt nach einem Tagungshaus in der Schweiz) aus dem Jahr 1973. Diese stellt fest: Wenn Kirchen im Verständnis des Evangeliums übereinstimmen, dann sind sie vereint, trotz aller Unterschiedlichkeiten in Lehre, Liturgie und Ordnung. Die Leuenberger Konkordie formulierte das gemeinsame Verständnis des Evangeliums einschließlich der gemeinsamen Auffassung von Taufe und Abendmahl und erklärte die gegenseitigen Verwerfungen der Reformation als heute nicht mehr zutreffend. Was sich einfach anhört, hatte weitreichende Konsequenzen: Die Kirchen erklären Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft und verpflichten sich zur gemeinsamen Ausrichtung von Zeugnis und Dienst und zur gegenseitigen Anerkennung der Ämter und Ordinationen; so darf seither ein lutherischer Pfarrer auf einer reformierten Kanzel predigen oder eine französische Pfarrerin eine Gemeinde in Deutschland leiten. Insgesamt haben 102 sogenannte Signatarkirchen die Leuenberger Konkordie angenommen. Darüber hinaus traten 1997 die methodistischen Kirchen Europas auf der Grundlage einer „Gemeinsamen Erklärung zur Kirchengemeinschaft“ bei. Fusionen und territoriale Veränderungen führten zur heutigen Mitgliederzahl von 95 Kirchen. 
 
Die GEKE (bis 2003 „Leuenberger Kirchengemeinschaft“) hat eine klare innere Struktur. Eine Vollversammlung bestimmt etwa alle sechs Jahre die Grundlinien der Arbeit (zuletzt 2018 in Basel/CH). Der 13-köpfige Rat, geführt durch ein dreiköpfiges Präsidium, leitet zwischen den Vollversammlungen die Arbeit, die von der Geschäftsstelle in Wien koordiniert wird. Die Arbeit der Geschäftsstelle verantwortet ein Generalsekretär. 
 
Inhaltlich behandelt die GEKE in fortlaufenden Lehrgesprächen und Arbeitsgruppen theologische Themen und Glaubensfragen sowie reformatorische Positionen zu geistlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Was es konkret bedeutet, die in der Leuenberger Konkordie festgeschriebene Gemeinschaft in Zeugnis und Dienst in der Praxis zu leben, bildet sich in den Arbeitsfeldern der GEKE ab. Neben „klassischen“ Themen wie Liturgie, Amtsverständnis oder dem Verhältnis zu anderen Religionen haben in den letzten Jahren sozialethische und gesellschaftspolitische Fragen bzw. ihre Auswirkungen auf die Rolle der Kirchen stark an Bedeutung gewonnen. Expertise steuern die Fachbeiräte der GEKE bei; diese Beratungsgremien bestehen derzeit für die Fachbereiche Ökumene, Ethik und Bildung.
Die Ergebnisse aus Lehrgesprächen, Arbeits- und Studienprozessen werden im Rahmen der Buchreihe „Leuenberger Texte“ (verlegt bei EVA Leipzig) publiziert. In bedeutenden Lehrgesprächen, wie „Die Kirche Jesu Christi“ (1994), „Kirche und Israel“ (2001) oder „Amt, Ordination und Episkopé“ (2012) konnte erstmals auf europäischer Ebene ein innerprotestantischer Lehrkonsens zu diesen Themen gefunden werden, der zur Grundlage für die Dialoge mit der European Baptist Federation, dem Päpstlichen Einheitsrat oder anglikanischen und orthodoxen Kirchen wurde. 
Die stark nachgefragten Orientierungshilfen der GEKE zu ethischen Fragen am Beginn und Ende des Lebens sind als Bücher oder Download in mehreren europäischen Sprachen erhältlich und zeigen in unterschiedlichen nationalen und kirchlichen Meinungsbildungsprozessen ihre Relevanz.    
Um auf regionale Aspekte der Kirchengemeinschaft besonders eingehen zu können, haben sich zahlreiche Mitgliedskirchen in Regionalgruppen organisiert. Diese wählen ihre Arbeitsschwerpunkte und die Form ihrer Durchführung selbst. Die Regionalgruppen der GEKE (Südosteuropa-, Nordwesteuropa-Gruppe, Konferenz der Kirchen am Rhein, Konferenz der Kirchen in den Lateineuropäischen Ländern) tragen wesentlich zum kirchlichen Leben und zur Zusammenarbeit in der Region bei.
 
Eine besondere Beziehung pflegt die GEKE zur Fellowship of Middle-East Evangelical Churches (FMEEC), die 2006 in der Amman-Erklärung eine Kirchengemeinschaft evangelischer Kirchen im Nahen Osten geschaffen hat. 
 
Es ist der GEKE ein Anliegen, die nachwachsende Generation verstärkt in ihre Arbeit einzubeziehen. Neben der europäischen Referenzgruppe „Young Theologians in Communion“, die die Prozesse der GEKE reflektierend begleitet, setzt die GEKE stark auf die Kooperation mit universitären und anderen Bildungseinrichtungen.
Zu ihrem 50jährigen Jubiläum 2023 möchte sich die GEKE als große europäische evangelische „Einheit in versöhnter Vielfalt“ präsentieren, die ihre Gemeinschaft durch ihre Mitgliedskirchen lebt.   

Mario Fischer
 


Internetquellen

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