Gemeinde Gottes in Deutschland KdöR

Gegenwärtige Situation

Es gibt mehrere Gemeinschaften, die sich als ‚Gemeinde Gottes‘ bezeichnen. Die hier vorgestellte ist Teil der ältesten Pfingstkirche, der internationalen ‚Church of God‘. Sie hat ihren Sitz in Cleveland/Tennessee in den USA, weshalb sie zur Unterscheidung von anderen ‚Gemeinden Gottes‘ auch diesen Ortsnamen als Zusatz in ihrem Namen trägt. Sie ist weltweit einheitlich strukturiert und hat eine zentrale Leitung. Mit ca. 10 Millionen Mitgliedern in mehr als 185 Ländern ist sie eine der größten Pfingstkirchen weltweit. Aufgrund der Zugehörigkeit zur ‚Church of God‘ trat die deutsche Gemeinde Gottes nicht wie die Mehrzahl der deutschen Pfingstgemeinschaften dem Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) bei. Die 74 Gemeinden, die schwerpunktmäßig in Süddeutschland zu finden sind, zählen ca. 4450 Mitglieder und ca. 10.000 Zugehörige. Die Gemeinden, die sich teilweise moderne Namen geben wie „Christliches Zentrumlife“, wollen einladend sein für Familien, für Menschen allen Alters und aus unterschiedlichen Ländern. Sie sehen ihren Auftrag stark missionarisch und wollen „biblische Gemeinde bauen“. Die Leitung der deutschen Gemeinde liegt bei ihrem Präsidium, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Urbach bei Stuttgart. In Freudenstadt im Schwarzwald betreibt die Church of God das „Europäische Theologische Seminar“. Die als Fachschule anerkannte Ausbildungsstätte bildet Pastoren, Missionare, Ehe- und Familienberater aus, teilweise mit Master-Abschluss.


Geschichte

Die Church of God ist aus einer 1886 gegründeten Gruppe der Heiligungsbewegung  in den USA hervorgegangen. Als Reaktion auf die theologische Liberalisierung der Kirchen, vor allem des Methodismus, betonte die Heiligungsbewegung die Heiligung, die „Reinigung des Herzens“ als ein notwendiges zweites Gnadenerlebnis nach Bekehrung und Wiedergeburt.
10 Jahre vor den Ereignissen in der Azuza Street erlebte die Gemeinschaft eine Erweckung, die mit Geisttaufe und Glossolalie verbunden war. 1907 gab sich die in Cleveland (Tennessee) residierende Gemeinschaft eine Kirchenordnung und den Namen „Church of God“. Aus der Kombination des Anliegens der Heiligung mit der Pfingsterfahrung resultiert der sowohl perfektionistische als auch enthusiastische Charakter der Gemeinschaft.   
Nach Deutschland kam die Gemeinschaft durch Hermann Lauster (1901 – 1964). Nach 10 Jahren Aufenthalt in den USA, wo er die Church of God kennengelernt hatte, kam er als Missionar in seine Heimatstadt Stuttgart zurück und begann 1936, unter den widrigen Umständen des NS-Regimes, Gemeinden zu gründen.


Glaubensinhalte

Als aus der Heiligungsbewegung hervorgegangene Pfingstkirche lehrt die Gemeinde Gottes (anders als die meisten im BFP zusammenarbeitenden Kirchen und Gemeinden, die einen „zweistufigen“ Weg lehren mit Wiedergeburt und Geistestaufe) einen „dreistufigen“ Heilsweg; wobei heute betont wird, dass die zweite und dritte „Stufe“ nicht als heilsnotwendig, sondern als weitere Gnadenerlebnisse gesehen werden, die die Heilserfahrung vertiefen.  
1. die Wiedergeburt durch Buße und Vergebung der Sünden, allein aus Gnade.
2. die Heiligung als „Reinigung des Herzens“ durch Gott; zugleich Beginn der fortdauernden Bemühung um Reinheit.
3. die Geistestaufe, die an der Gabe der Zungenrede erkennbar sei.
Die Wassertaufe ist Bekenntnisakt der mündigen Gläubigen nach erfolgter Umkehr und geschieht durch Untertauchen. Nur solche bewusst vollzogenen Taufen werden anerkannt. Auch Abendmahl und Fußwaschung werden als „Anordnungen“ Jesu praktiziert.   
Die Gottesdienste haben einen enthusiastischen Charakter und lassen viel Raum für das „Wirken des Heiligen Geistes“.
Man rechnet mit „göttlicher Heilung“ für die Gläubigen.
Im Namen „Gemeinde Gottes“ kommt das Selbstverständnis zum Ausdruck, an das neutestamentliche Gemeindeverständnis gemäß 1Kor 1,2 anzuknüpfen. Entschiedenheit im Einsatz für die Gemeinde, diakonisches Handeln und Bemühung um „Reinheit“ im Sinne eines vorbildlichen Lebenswandels werden von Gemeindegliedern erwartet.
Die Bibel gilt insgesamt als wörtlich inspiriert und stellt Gottes geschriebenes Wort dar.
So entnimmt man der Bibel auch die Vorgaben für ein „geheiligtes“ Leben heute. Familienverständnis und Sexualmoral beispielsweise sind konservativ, Ehescheidung und gelebte Homosexualität werden abgelehnt.


Ökumene

Traditionell bestand ein distanziertes Verhältnis zu den historischen Kirchen und der organisierten Ökumene. Öffnungsprozesse gibt es vor allem zu  evangelikalen Gemeinschaften und Freikirchen hin. Mit der Evangelischen Allianz arbeitet die Gemeinde Gottes seit Mitte der 90er Jahre zusammen. Seit 2001 ist sie Gastmitglied und seit 2007 Vollmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF ). Seit März 2023 ist Präses Marc Brenner Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen

Annette Kick
 


Literatur

  • Eisenlöffel, Ludwig David: Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland, Göttingen 2006.

  • Fleisch, Paul: Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland von 1900 bis 1950, Marburg 1983.

  • Hollenweger, Walter J.: Charismatisch-pfingstliches Christentum,. Herkunft, Situation, Ökumenische Chancen, Göttingen 1997.

  • Knospe, Dieter L.: Gemeinde Gottes. Glaube – Ziele – Vitale Strukturen. Ein Handbuch für den Dienst der Gemeinde Gottes auf ihren internationalen Feldern, Schorndorf 2011.

  • Schmidgall, Paul: Hundert Jahre Deutsche Pfingstbewegung, Nordhausen 2008.

     

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