Evangelische Allianz in Deutschland

Geschichte

Vom 19. August bis 2. September 1846 trafen sich in London 921 leitende Christen aus 52 verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Sie kamen aus Nordamerika und Europa, die meisten von ihnen aus Großbritannien. 13 Personen aus dem deutschsprachigen Raum waren in London vertreten. Am Ende dieser Konferenz stand die Gründung der Evangelischen Allianz, die den zunehmenden Kirchen- und Gemeindespaltungen entgegenwirken sollte. 

In Deutschland dauerte es über 10 Jahre, bis die Evangelische Allianz hierzulande Struktur und Form annahm. Entscheidend dafür war die dritte Konferenz der internationalen Evangelischen Allianz, die im September 1857 in der Berliner Garnisonkirche durchgeführt wurde. Fast tausend Theologen und ca. 300 Laien nahmen an der Versammlung teil. Schirmherr wurde der preußische König Friedrich Wilhelm IV.

Die erste Allianzgebetswoche in Deutschland, bis heute die bekannteste Veranstaltung der Evangelischen Allianz in vielen Ländern, wurde für das Jahr 1860 ausgerufen. In Deutschland wird sie bis heute jedes Jahr Anfang Januar an etwa 1000 Orten durchgeführt wird, derzeit mit ca. 300.000 Teilnehmern. An vielen Orten gibt es darüber hinaus monatliche, an einigen auch wöchentliche Gebetstreffen.

Vom 13. bis 15. September 1886 fand auf Einladung von Anna von Weling hin in Bad Blankenburg (Thüringen) die erste deutsche Allianzkonferenz unter dem Titel „Allianzkonferenz zur Vertiefung des Glaubenslebens“ mit 28 Teilnehmern statt. In Bad Blankenburg befindet sich bis heute das Evangelische Allianzhaus. Hier ist auch die Zentrale der EAD.

So etablierte sich die Evangelische Allianz als erste interkonfessionelle Einigungsbewegung. Der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) gehören heute ca. 135 nationale und sieben kontinentale Allianzen an, davon 36 in Europa als Mitglieder der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA).

Zum Netzwerk der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) gehören ca. 1000 örtliche Allianzkreise, in denen sich Christen aus verschiedenen lokalen Gemeinden und Organisationen, aus Landes- und Freikirchen und christlichen Gruppen und Werken treffen, um gemeinsam die Ziele der Evangelischen Allianz zu fördern. Ebenso sind über 300 diakonisch, evangelistisch, missionarisch und seelsorgerlich tätige Werke dem EAD-Netzwerk verbunden. 

Die EAD ist kein Kirchenbund, sondern ein Netzwerk meist evangelischer Christen, ein „Geschwisterbund“, wie die Mütter und Väter der Allianz zu sagen pflegten. 

Rechtlich ist die EAD als eingetragener Verein organisiert, dessen derzeit ca. 70 Mitglieder als „Hauptvorstand“ bezeichnet werden. In der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland hat die EAD einen Beobachterstatus.


Netzwerk von Christen

Geistliche Grundlage der Zusammenarbeit ist die sogenannte Glaubensbasis, die schon 1846 bei der Gründungsveranstaltung beschlossen wurde. Sie lautet heute für die EAD:

Die Deutsche Evangelische Allianz, als ein Netzwerk von Christen, bekennt sich zu folgenden Überzeugungen:

  • Wir glauben an den dreieinen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er hat die Welt erschaffen, er liebt sie und erhält sie. Darin zeigt er seine Souveränität und Gnade.
  • Der Mensch besitzt als Ebenbild Gottes eine unverwechselbare Würde. Er ist als Mann und Frau geschaffen. Er ist durch Sünde und Schuld von Gott getrennt. 
  • Jesus Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes, ist stellvertretend für alle Menschen gestorben. Sein Opfertod allein ist die Grundlage für die Vergebung von Schuld, für die Befreiung von der Macht der Sünde und für den Freispruch in Gottes Gericht.
    Jesus Christus, durch Gott von den Toten auferweckt, ist der einzige Weg zu Gott. Der Mensch wird allein durch den Glauben an ihn durch Gottes Gnade gerecht gesprochen. 
  • Durch den Heiligen Geist erkennen Menschen Gott. Der Heilige Geist schafft durch die Wiedergeburt neues Leben und befähigt die Gläubigen, nach Gottes Willen zu leben. Er schenkt ihnen Gaben zum Dienen. 
  • Jesus Christus baut seine weltweite Gemeinde. Er beruft und befähigt die Gläubigen, das Evangelium zu verkündigen und liebevoll und gerecht zu handeln. 
  • Jesus Christus wird für alle sichtbar in Macht und Herrlichkeit wiederkommen, die Lebenden und die Toten richten und das Reich Gottes vollenden. Er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. 
  • Die Bibel, bestehend aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung.

Aktivitäten

Die EAD ist in vielfältiger Weise aktiv, in diversen Arbeitskreisen, regelmäßigen Kongressen, zahlreichen Gebetsinitiativen, vielen dezentralen Veranstaltungen, durch ihren Beauftragten beim Deutschen Bundestag und der Bundesregierung etc.

Maßgebend für alle Aktivitäten sind die fünf Grundaufträge der EAD: 

  • Einheit fördern;
  • Gebet;
  • die Bibel als Gottes Wort bekannt zu machen;
  • Mission und Evangelisation fördern;
  • gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.

Besondere inhaltliche Schwerpunkte sind in diesem Rahmen der Einsatz für Religionsfreiheit und für verfolgte Christen.

 

Reinhardt Schink


Literatur

  • Beyer, Werner (Hg.): Einheit in der Vielfalt. Aus 150 Jahren Evangelischer Allianz, Wuppertal 1995.
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