Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes e.V.

Gegenwärtige Situation

Der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes (FBGG) ist weltweit in über 80 Ländern vertreten. Die größten Gemeindebünde gibt es in den USA, Indien, Afrika und Südamerika. Zum FBGG in Deutschland gehören 26 Gemeinden mit ca. 2.300 Gottesdienstbesuchern. Die Anzahl der Pastoren beträgt 35. Es werden keine formellen Mitgliederlisten geführt und die Gemeinden finanzieren sich durch freie Spenden. 
Rechtlich existiert der FBGG als eingetragener Verein, der durch einen 4-köpfigen Vorstand geleitet wird und nachaußen durch den Bundesvorsitzenden vertreten wird. Geistliche und theologische Angelegenheiten beraten die Pastorenkonferenz und der von ihr gewählte 5-köpfigen Ältestenrat. Das höchste Gremium des Bundes ist die Mitgliederversammlung des FBGG.
 


Geschichte

Der FBGG hat seine Wurzeln in der amerikanischen Heiligungsbewegung des 19. Jahrhunderts. 1881 schart D.S. (Daniel Sidney) Warner, einer der Väter der sogenannten Abendlicht-Reformationsbewegung der Gemeinde Gottes, Gleichgesinnte um sich. Die Bewegung, die strenge Organisationsformen weitgehend ablehnt, rekrutiert sich aus der Leserschaft der Zeitschrift „Gospel Trumpet“, die der Evangelisierung dient. Sie wird in den USA auch auf Deutsch gedruckt und von Auswanderern in die Heimat versendet. So gelangt die Bewegung nach Europa: 1894 gründet sich in Hamburg die erste Gemeinde Gottes in Deutschland. 1907 wird in Essen ein Missionsheim errichtet, im dem auch Prediger ausgebildet werden. Neben der Evangelisierungsarbeit rücken in den 1960er Jahren auch die sozialen Nöte der Menschen in den Blick: Ab 1967 entsteht der „Sozialdienst“ im FBGG, der mit zahlreichen Einrichtungen und Projekten den diakonischen Arbeitszweig des Bundes darstellt. Die ab 1922 in Deutschland gedruckte „Evangeliumsposaune“ dient heute unter dem Namen „Perspektiven“ der Vernetzungs- und Evangelisierungsarbeit des Bundes.


Glaubensinhalte

Der FBGG sieht die ganze Bibel (außer den Spätschriften des Alten Testaments) als Fundament des Glaubens an. Die Bibel gilt als inspiriertes Wort Gottes. Die Glaubensinhalte orientieren sich ganz an den reformatorischen Prinzipien (solus Christus, sola scriptura, sola fide, sola gratia). Die Mitte des Glaubens ist die persönliche Erfahrung von Erlösung und Vergebung durch Jesus Christus. Die so von Jesus Christus Ergriffenen bilden die Gemeinde, die folglich nicht als rechtliche Körperschaft, sondern als lebendiger Organismus (Leib, vgl. 1. Kor 12) verstanden wird. Darum praktiziert der FBGG keine formale Mitgliedschaft in Ortsgemeinden, sondern fördert eine „Gliedschaft“, die sich in Bekenntnis und verantwortlicher Mitarbeit äußert. Die Erfahrung der Erlösung durch Jesus Christus  ermöglicht eine Lebensumkehr („Bekehrung“), die in der Kraft Gottes zu einem geistlichen Wachstum („Heiligung“) befähigt.
 


Kirchliches Leben

Die Gottesdienste kennen keine feste Liturgie. Zentrale Elemente sind eine die Bibel auslegende Predigt, gemeinsames Gebet, der Gesang klassischer oder moderner geistlicher Lieder sowie ein den Gottesdienst beschließender Segen. Als Zeichenhandlungen, die nicht als Sakramente sondern als Verordnungen Jesu verstanden werden, werden Taufe (als Gläubigentaufe durch Untertauchen) und Abendmahl (etwa 6x pro Jahr) praktiziert. In Verbindung mit dem Abendmahl, das als Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl gefeiert wird, wird 2x im Jahr die Fußwaschung angeboten, als Zeichen für den Dienst am Nächsten. Diakonisches Handeln als einer der Grundvollzüge christlichen Lebens, neben der Verkündigung, der Gemeinschaft und der Liturgie, besitzt einen hohen Stellenwert. So ist der FBGG Träger zahlreicher, auch international ausgerichteter Sozialeinrichtungen (Sozialdienst im FBGG e.V., Alten- und Pflegeheime, Stiftung Kinderhilfswerk Global Care). Das aus der persönlichen Erlösungserfahrung erwachsene individuelle Bekenntnis des Glaubens stellt einen hohen Wert dar. Aus diesem Grund hatte der FBGG in der Vergangenheit ein eher distanziertes Verhältnis zu vorformulierten Bekenntnissen. Dies hat sich gewandelt, sodass heute auch tradierte Bekenntnisse (z. B. Apostolisches Glaubensbekenntnis) als hilfreich angesehen werden können. 
 


Ethik

Grundlage für die Behandlung ethischer Fragen sind vor allem das Doppelgebot der Liebe (Mt 22,37-39) und die Zehn Gebote (2. Mose 20, 1-17). Mit Bezug auf Eph 4,1-2 sollen Christen ihrer Berufung angemessen leben, also demütig, sanftmütig, geduldig und liebevoll. Gemäß 2. Petr 1,5-10 wirkt sich der Glaube in einem vorbildlichen Leben aus, das sich durch Selbstbeherrschung und Mäßigung auszeichnet. Eine (mediale) Vermittlung anderer Lebensentwürfe, die z.B. Atheismus, Gewalt, Okkultismus oder Ehebruch verharmlosen oder gar verherrlichen, wird dementsprechend kritisch gesehen. 
 


Ökumene

Der FBGG versteht sich als Teil der weltumspannenden Gemeinde Jesu, zu der alle gehören, die an Jesus Christus als Retter und Erlöser glauben. Von daher bestehen viele Kontakte zu Christen anderer Denominationen. Der Freikirchliche Bund der Gemeinde Gottes ist der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) angeschlossen. Zudem ist der FBGG Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

Hans-Joachim Ditz

gegengelesen von Bernd Springstein
 


Internetquellen

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