C3 Church Global

Situation in der Gegenwart

C3 Church Global ist eine evangelikale  Kirche, die 1980 im Kontext der australischen Pfingstbewegung  gegründet worden ist. Zusammen mit Hillsong, ICF und anderen kann man C3 unter dem Begriff „Lifestyle“-Kirchen fassen. Kennzeichen dieser Kirchen sind v.a.: Moderne Musik und Medientechnik, eine wachstumsorientierte Gemeindegründungsstrategie, die sich häufig auf die Millenial- und Gen-Z-Generationen konzentriert; „Willkommen zuhause“ und „Gott erleben“ als häufig gebrauchte Devisen, mithin ein Setzen auf Emotionen als Medium dieses Erlebens; keine formale Kirchenmitgliedschaft der Gläubigen. C3 wird häufig in die Nähe zum sogenannten Wohlstandsevangelium (Prosperity Gospel) gebracht; historisch sind hier Einflüsse zu erkennen. Mittlerweile ist in öffentlichen Äußerungen des Kirchengründers eine Weiterentwicklung erkennbar und die Europaleitung von C3 distanziert sich explizit vom Wohlstandsevangelium. – Der Bekanntheitsgrad von C3 ist in den letzten Jahren dadurch gewachsen, dass der Begründer des Projekts „Jesus Celebration 2033 “, Olivier Fleury, nach eigenen Angaben seine initiale Vision im Kontext der C3-Muttergemeinde in Sydney erfuhr.

Gegenwärtige Situation
2020 bestand „C3 Church Global” in 64 Ländern aus insgesamt 594 Gemeinden, zu denen mehr als 100.000 Menschen gehören. Neben der Heimatregion Australien und Südasien liegen Schwerpunkte in Nordamerika und Westeuropa (v.a. England), partiell im subsaharischen Afrika (v.a. Uganda). Im deutschsprachigen Raum gab es lange Zeit nur die 1996 gegründete Gemeinde in Hanau. Inzwischen sind nach verschiedenen Gründungskonzepten neue Gemeinden hinzugekommen: C3 Church Zürich (2012), C3 Frankfurt/Darmstadt (2012, „Multisite-Konzept“, vormals Hope City Church), C3 Leipzig (2018, weitere Standorte: Limbach-Oberfrohna/Chemnitz und Ludwigslust-Parchim), C3 Euskirchen (2020) und C3 Berlin (2021, Ableger der C3 New York).
 


Geschichte

Die erste Gemeinde wurde 1980 in Sydney als „Christian Centre Northside Church“ von dem Neuseeländer Philip Pringle (*1952) und seiner Ehefrau Christine (beide – nach eigener Auskunft – „wiedergeboren“ 1971) gegründet. In den 1970er Jahren waren sie in ihrem Heimatland in einer Gemeinde der Assemblies of God  tätig gewesen. 1984 wurden zusätzlich die „Oxford Falls Grammar School“ und das „C3 College“ gegründet. Später wurde der Name Christian City Church (daher „C3”) bzw. Christian City Church International (C3i) verwendet. 2008 wurde der Name in „C3 Church“ geändert; seit einiger Zeit firmiert die Kirche auf ihrer Internetseite als „C3 Church Global“.


Glaubensinhalte

Die Glaubensinhalte von C3 sind gemäß ihrer zwölf Glaubenssätze („What we believe“) traditionell evangelikal : 1. Trinitarisches Gottesverständnis; 2., 6., 9. klassische Christologie (mit Betonung von „His imminent return“), Soteriologie und Eschatologie ; 4. Unfehlbarkeit der Bibel; 5. Existenz des Teufels; 10. Hervorhebung des Missionsauftrags. – Traditionelle theologische Sprache wird in diesem Glaubensbekenntnis  auch insofern benutzt, als Taufe  und Abendmahl  als Sakramente  und die Kirche  als "Leib Christi" bezeichnet werden. Dahingestellt sei, inwiefern damit verbundene Inhalte traditioneller Sakramentstheologie (z.B. Heilsnotwendigkeit) und Ekklesiologie  (z.B. Unterscheidung von sichtbarer und unsichtbarer Kirche) im konkreten Gemeindeleben eine Rolle spielen.
Herkömmlich pfingstliche Überzeugungen sind 3. und 7. die Betonung des Hl. Geistes und seiner Wirkungen, einschließlich Zungenrede (Glossolalie), sowie 8. die (aus dem Baptismus  übernommene) Gläubigentaufe  durch Immersion. Wesentliche Merkmale von C3 stammen darüber hinaus aus der Wort-des-Glaubens-Bewegung. Erstere schlägt sich in der Formulierung des dritten Glaubenssatzes nieder, wonach die „fruits and gifts“ des Heiligen Geistes „available [sic!] in the Church“ seien. Nicht ganz selbstverständlich im Kontext der Pfingst- und der Heiligungsbewegungen ist dabei, dass die Kirche als verbindlicher Bezugsrahmen der Geistesgaben benannt wird. 
 


Glaubens- und Gemeindeleben

Kirchenorganisation
Wer C3 an einem Ort kennengelernt hat, soll denselben Stil auch in anderen C3-Gemeinden finden. In Variation zu z.B. Hillsong  oder ICF  bezieht sich das aber v.a. auf die Werte; in der Ausgestaltung des Gemeindelebens haben die Ortspastoren eine gewisse Freiheit, besonders in der Gestaltung der Inkulturation.
In der Weltkirche führt unter Leitung des Gründers das „Executive Directors“-Ehepaar das „Team“ und das „Board“. Neun „Regional Directors“ wirken als Leiter der insgesamt zwölf Regionen. Die Führung ist fast ausschließlich weiß und angelsächsisch. 
Der jeweilige „Senior Pastor“ muss sich nur den höheren Leitungsebenen gegenüber verantworten, in der Gemeinde hat er das letzte Wort. In Deutschland gehört die Leitungsebene der einzelnen Gemeinden einem Verein als Träger an; es gibt keine demokratische Gemeinde- oder Kirchenstruktur , auch keine formale Mitgliedschaft. Bei C3 ist ein streng hierarchisch ausgebautes Konzept von ‚Leiterschaft‘ ständig präsent. Dafür werden überall Pastorenehepaare  eingesetzt; de facto werden primäre Leitungsfunktionen in der Regel von Männern übernommen.

Kirchliches Leben
Die Gottesdienste mit alltagsnahen/-praktischen Predigten werden grundsätzlich als missionarische Gelegenheit aufgefasst; der Lobpreis-Teil wird so organisiert, dass viele Gottesdienstbesucher und -besucherinnen berichten, dort Gott gespürt bzw. erfahren zu haben. Dieses Gefühl der Ergriffenheit wird durch die Gläubigen körperlich in Gesten ausgedrückt.
Im Zentrum steht eine Frömmigkeit , die stark durch das Gebet sowie individuelle Gottesbeziehung, authentisches Leben und Zeugnis geprägt ist. Das individuelle Handeln soll der gepredigten Ethik  entsprechen. In der Erfahrung des Heiligen Geistes in Gottesdienst und privater Frömmigkeit (u.a. Zungengebet) sowie durch Segnungshandlungen wächst der Glaube des Einzelnen. Der Pastor nimmt dabei eine Vorbildfunktion und Leitungsposition, die Gemeinde in Connectgruppen und Ehekursen eine unterstützende Rolle ein. Durch Mitarbeit in und finanzielle Unterstützung der Gemeinde erfolgt Identifikation mit und Partizipation an der Vision der C3. C3 verhandelt diese Praktiken unter dem Schlagwort „Jüngerschaft”.
C3 ist dezidiert eine Freikirche , die sich den Freiraum, den neoliberale Staaten gewähren, zunutze macht. C3 vermeidet in der Öffentlichkeit politische Themen. Diakonisches Engagement organisiert sich über die lokalen Gemeinden.
 


Ethik

C3 erwartet von den Gläubigen hohes Engagement, nicht zuletzt durch Geld („Zehnter“ und mehr). Wie andere Lifestyle-Kirchen zeichnet sich C3 durch eine – verglichen mit traditionellem Evangelikalismus – große Liberalität bei der Aufnahme popkultureller Phänomene aus. Gleichzeitig ist diese Art von Anpassung an den Zeitgeist dadurch begrenzt, dass sie dem unter dem Begriff „Kultur“ verhandelten Ideal der „gesunden Gemeinde“ und konservativen Werten nicht widerspricht: Die beiden letzten Punkte des C3-Glaubensbekenntnisses sind, wie im traditionellen evangelikalen Sektor üblich, Ablehnung 11. gleichgeschlechtlicher Ehen und 12. außerehelichen Geschlechtsverkehrs. Zur „Gesundheit“ von Kirche und Gemeinde gehört nach C3 qualitatives und quantitatives Wachstum.


Ökumene

Erfolgt eine Einbindung in die Ökumene, dann meist über die Senior Pastors und deren Kontakte zu Bünden und Pastoren oder Pastorinnen anderer Gemeinden; in Deutschland sind auf diese Weise Vernetzungen mit dem BFP, der Evangelischen Allianz und dem D-Netz vorhanden. C3 Church Hanau ist Gastmitglied der lokalen ACK.


Gero Menzel und Lothar Triebel
 


Literatur

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