Apostelamt Jesu Christi

Einleitung

Die Kirche „Apostelamt Jesu Christi“ ist Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Zudem wirkt sie in der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgesellschaften (AKR) mit. Das "Apostelamt Jesu Christi" ist aus der Apostolischen Bewegung (bzw. dem apostolischen Werk) hervorgegangen, der auch die Neuapostolische Kirche entstammt. Theologisch verbindet diese Bewegung die Idee des Amtes der Apostel – genauer gesagt das erneuerte Apostelamt. Es wird also nicht nur die apostolische Überlieferung betont, sondern das Amt der neutestamentlichen Apostel wird in der Gegenwart wieder besetzt, nachdem es Jahrhunderte lang unbesetzt war. Diese Wieder-Besetzung begann im 19. Jahrhundert, der Zeit der Entstehung der Bewegung. Das erneuerte Amt der Apostel ist für die Kirche „Apostelamt Jesu Christi“ konstitutiv.

 


Entstehung

Durch Trennungen innerhalb der Apostolischen Bewegung entstand zunächst 1902 unter anderem das „Apostelamt Juda“. 1923 kam es zu einer weiteren Abspaltung, die den Namen „Apostelamt Simeon in Juda“ trug. Etwa 1932 wurde der Name in „Apostelamt Simeon in Jacobs Geschlecht“ geändert. 1947 gab diese Gemeinschaft sich den Namen „Apostelamt Jesu Christi“. Aufgrund der Teilung Deutschlands entstanden im Westen (AJC e.V.) und im Osten (AJC, KdöR) verschiedene Folgeorganisationen. Daneben entstand 1986 aus dem AJC e.V. die „Gemeinschaft der Apostel Jesu Christi“. Nach der Wende kam es zu Wiedervereinigungsversuchen der drei Bereiche. Aktuell tritt das „Apostelamt Jesu Christi“ wieder als eine Kirche auf.
 

 


Grundlagen

Als Fundament der Lehre gilt die Bibel Alten und Neuen Testaments. Darüber hinaus gilt das Apostolische Glaubensbekenntnis als Lehrgrundlage. Für den Gebrauch im Gottesdienst ist die Lutherbibel verbindlich. Das von der Apostelkonferenz herausgegebene und für den internen Gebrauch erarbeitete Handbuch „Leben und Glauben“ aus dem Jahr 2011 formuliert die gemeinsamen Glaubensgrundlagen. Die Verkündung des Evangeliums und die seelsorgerische Betreuung der Menschen sind die Hauptanliegen der Kirchengemeinden.
 


Theologie

Als Besonderheiten des „Apostelamts Jesu Christi“ können die Amtsbezeichnung „Apostel“, die Versiegelung (durch Handauflegung und Segenshandlung eines Apostels) und eine betont präsentische Eschatologie angesehen werden. Ferner werden die Ämter stark betont. Als Ämter gelten: Apostel, Prophet, Evangelist, Hirte, Bischof, Ältester, Priester und das diakonische Amt, wobei die Apostel, Propheten, Evangelisten und Hirten übergemeindlich aktiv sind. Die Propheten, Evangelisten und Hirten sind dem Apostel zugeordnet. Diese vier Ämter werden als „Charakterämter“ bezeichnet. In der örtlichen Struktur sind die Priester die Leiter der Kirchengemeinde. Als Sakramente werden das Abendmahl, die (Wasser-)Taufe und die Versiegelung angesehen. Letztere ergänzt die Taufe mit Wasser und wird als Taufe mit dem Heiligen Geist verstanden. Sie kann ab dem 12. Lebensjahr gespendet werden. Darüber hinaus gibt es folgende Sakramentalien (Segenshandlungen): Trauung, Bestattung, Konfirmation, Gedenkgottesdienste für Verstorbene, Segnungen zu besonderen Anlässen und Amtseinsetzungen.
Das „Apostelamt Jesu Christi“ glaubt sowohl an die Wiederkunft Christi als auch an sein Wirken in der Gegenwart. Die Betonung einer präsentischen Eschatologie bedeutet, dass nicht die Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi am Ende der Zeiten das Glaubensleben dominiert, sondern die Auffassung, dass Christus durch den Heiligen Geist in der Gemeinde/Kirche wirke und gegenwärtig sei. Schließlich geht das „Apostelamt Jesu Christi“ davon aus, dass die Gaben des Heiligen Geistes, wie sie in 1. Korinther 12 beschrieben werden, gegenwärtig in der Gemeinde am Werk sind. All dies vermittelt jedoch  nur einen „Vorgeschmack“ vom Reich Gottes, das erst mit der Wiederkunft Jesu Christi vollständig Wirklichkeit werden kann.
Das „Apostelamt Jesu Christi“ ist ferner der Auffassung, dass alle auf den dreieinen Gott Getauften zur Kirche Christi gehören. Alle christlichen Konfessionen sind deshalb nur Teile der einen, heiligen, katholischen (allumfassend, weltumspannend) und apostolischen Kirche.
 


Struktur & Miteinander

Das „Apostelamt Jesu Christi“ gliedert sich in acht Kirchenämter, die sich in Deutschland befinden und von vier Aposteln geleitet werden. Die geistliche Leitungsverantwortung nimmt seit 2010 die Apostelkonferenz wahr, in der ein Apostel für jeweils drei Jahre den Vorsitz innehat. 
Alle Amtsträger arbeiten ehrenamtlich. Die Kirche finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Spenden. Die Gemeindeglieder sprechen sich mit „Schwester“ und „Bruder“ an und verwenden das vertrauliche „Du“. Die Orientierungen zur Lebensführung der Mitglieder, wie sie im Handbuch ausgeführt werden, sind an traditionellen Werten ausgerichtet und sollen dem Zusammenhalt in Familie und Kirchengemeinde dienen.

Jochen Wagner

gegengelesen von Bernd Bornack
 


Literatur

  • Apostelkonferenz des Apostelamtes Jesu Christi (Hg.): Handbuch Leben und Glauben, (für den internen Gebrauch publiziertes Manuskript, Stand 20.02.2011).
  • Iff, Markus:  Apostolische Bewegung, Apostolische Gemeinschaft und „Apostelamt Jesu Christi“, in: Johannes Oeldemann (Hg.), Konfessionskunde, Leipzig 2015, 381-387 (bes. 384f.).
  • Pöhlmann, Matthias und Jahn, Christine (Hg.): Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, Gütersloh 2015, 276-284.
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