Globales Christliches Forum

Vorgeschichte

Auf der Welt leben etwa 2,2 Milliarden Christinnen und Christen. Die Hälfte von ihnen ist römisch-katholisch. Zu den orthodoxen, anglikanischen, protestantischen, friedenskirchlichen, einigen in Afrika entstandenen sowie pentekostalen Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gehört etwa ein Viertel der Weltchristenheit. Die Mehrzahl der Pfingstkirchen, neopentekostalen und charismatische Gemeinschaften sowie weitere in Afrika entstandene Kirchen bilden das übrige Viertel. Angesichts der Aufgabe des ÖRK, der Einheit der Kirchen und ihrem gemeinsamen Zeugnis in der Welt zu dienen, zeigen diese Zahlen, dass der ÖRK sich um eine gute Zusammenarbeit mit der Römisch-Katholischen Kirche bemühen muss, aber auch mit den in den vergangenen Jahrzehnten entstandenen und vor allem im globalen Süden schnell wachsenden Kirchen und Gemeinschaften.

1992 beauftragte der damalige Generalsekretär des ÖRK, Konrad Raiser, den Niederländer Huibert van Beek vom Büro für Kirchen- und ökumenische Beziehungen des ÖRK, den Dialog und die Zusammenarbeit mit evangelikalen, pentekostalen und charismatischen Kirchen und Bewegungen zu stärken. Wegen der unter diesen Kirchen und Gemeinschaften weitverbreiteten Ablehnung einer Mitgliedschaft in ökumenischen Organisationen brachte Raiser selbst den Vorschlag eines leicht zugänglichen, keine Mitgliedschaft im ÖRK voraussetzenden und ergebnisoffenen weltweiten Forums aller Christinnen und Christen in die Diskussion ein.

Ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum Globalen Christlichen Forum (GCF) war eine Konsultation mit Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedskirchen des ÖRK, der Konferenz der Generalsekretäre weltweiter christlicher Gemeinschaften, von Regionalen ökumenischen Organisationen (REOs) und Nationalen Kirchenräten (NCCs) sowie internationaler ökumenischen Einrichtungen im August 1998 in Bossey. Sie erarbeiteten „Vorschläge für ein Forum christlicher Kirchen und ökumenischer Organisationen”.


Gründung, Ziele und Arbeitsweise

Diese Vorschläge wurden von der Vollversammlung des ÖRK 1998 in Harare (Zimbabwe) mit der Empfehlung aufgegriffen, einen Beratungsprozess mit Mitgliedskirchen und ökumenischen Partnern durchzuführen. Es brauchte eine Reihe von nationalen und regionalen Konsultationen, bis Aufgabenstellung und Arbeitsweise des GCF hinreichend geklärt waren, um zu einem ersten globalen Treffen 2007 nach Limuru (Kenia) einzuladen. In Limuru bewährte sich die in der Vorbereitungszeit entwickelte Methode, neben sorgfältig geplanten Bibelarbeiten und Vorträgen einen Großteil der Zeit auf den Austausch persönlicher Glaubensgeschichten zu verwenden. So wurden vertrauensvolle Beziehungen ermöglicht. 

Der offene Raum des GCF sollte bis auf die Anerkennung einer trinitarischen Basisformel, die derjenigen des ÖRK entspricht, keine weiteren Regeln der Mitgliedschaft haben, um einerseits den theologischen Rahmen der einen ökumenischen Bewegung zu bestätigen, andererseits aber die Zugangsschwelle zur Partizipation so gering wie möglich zu halten. Das GCF sollte nicht institutionell und programmatisch ausgerichtet sein, sondern sich nur mit einem kleinen Büro eines Sekretärs auf die Stärkung der Gemeinschaft aller Christinnen und Christen der verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften, ihre wachsende Mitarbeit im GCF und ihrer Zusammenarbeit in den Kernaufgaben Einheit und Mission zu konzentrieren. So bestätigte es die zweite globale Versammlung des GCF 2011 in Manado (Philippinen).

Der Weg des GCF wurde vom Komitee des GCF, einer Lenkungsgruppe mit starker Beteiligung der Generalsekretäre der Christlichen Weltgemeinschaften, begleitet. Van Beeks Nachfolger als Sekretär des GCF, der Mennonit Larry Miller, kam aus der Gruppe der Generalsekretäre der Christlichen Weltgemeinschaften. Er entwickelte das Modell der vier Säulen, die das GCF gemeinsam fördern: Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen (PCPCU), Weltgemeinschaft der Pfingstkirchen (PWF), Weltweite Evangelische Allianz (WEA) und ÖRK.

Van Beek, Miller und ihr Nachfolger als GCF-Sekretär, Caseley Essamuah, unterstützten die Gründung zahlreicher nationaler und regionaler Foren, die dem Modell des GCF folgen. Bei einer Tagung der 4 Säulen im Vorfeld der dritten globalen Versammlung 2018 in Bogota (Kolumbien) wurde die Frage geklärt, in wieweit das GCF eigene Erklärungen abgeben oder Programme entwickeln sollte. Man einigte sich darauf, dass beides einen institutionellen und verpflichtenden Charakter des GCF voraussetzen würde, der im Widerspruch zu seiner Aufgabe stünde, den Kreis der Beteiligten zu erweitern und vertrauensvolle Beziehungen unter Christinnen und Christen aller Traditionen zu fördern.

Martin Robra


Literatur

van Beek, Huibert: Revisioning Christian Unity: The Global Christian Forum, Eugene (Oregon), 2009.


Internetquellen

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