Weltrat Methodistischer Kirchen

Überblick

Zum Weltrat methodistischer Kirchen gehören zurzeit circa 80 methodistische, wesleyanische und unierte Kirchen in 138 Ländern, darunter zahlreiche international verfasste Kirchen, wie zum Beispiel die Evangelisch-methodistische Kirche (englischer Name: The United Methodist Church). Diese Kirchen erreichen etwa 80 Millionen Menschen. Der Methodismus begann als Erweckungsbewegung innerhalb der Kirche von England im 18. Jahrhundert mit den beiden anglikanischen Geistlichen John (1703-1791) und Charles (1707-1788) Wesley. Die erste methodistische Kirche wurde 1784 in den sich gerade formierenden Vereinigten Staaten von Amerika gegründet. Von England und von den USA aus entwickelten die Methodisten eine intensive Missionstätigkeit. Obwohl man sich der von John Wesley propagierten ökumenischen Gesinnung verpflichtet wusste, gab es doch zahlreiche Spaltungen in methodistischen Kirchen. Als es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Einigungsbestrebungen innerhalb der Christenheit kam, an denen Methodisten maßgeblich beteiligt waren, ging von der Generalkonferenz der Bischöflichen Methodistenkirche die Initiative zu einer Ökumenischen Methodistischen Weltkonferenz aus, um die Einheit zwischen den methodistischen Kirchen zu fördern. 400 Delegierte aus 30 Kirchen kamen vom 7. bis 20. September 1881 in London zusammen. Von da an traf man sich zunächst alle zehn Jahre zu einer methodistischen Weltkonferenz. 1931 wurde beschlossen, einen Rat zu bilden. Dies wurde aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg umgesetzt. Nach einer vorbereitenden Tagung 1947 fand 1951 die erste Ratstagung in Oxford, England statt. Seitdem organisiert der Weltrat Methodistischer Kirchen alle fünf Jahre eine Ratstagung für Delegierte der Mitgliedskirchen und eine Weltkonferenz, zu der offen eingeladen wird. Der Rat, zu dem heute 400-500 Delegierte gehören, wählt alle fünf Jahre das Präsidium, den Generalsekretär bzw. die Generalsekretärin und andere Funktionsträger wie die Vorsitzenden der Kommissionen und Regionalpräsidenten und Präsidentinnen. Zusammen bilden sie das Leitungsgremium, das zwischen den Ratstagungen die Arbeit verantwortet. Seit 2011 gibt es eine zweite Ratstagung innerhalb des Fünfjahresturnus. Der Rat hat keine Entscheidungsbefugnis über die Mitgliedskirchen, sondern ist eine Gemeinschaft von Kirchen mit wesleyanischen Wurzeln, um Versöhnung, Mission und Einheit zu fördern. Besonders bedeutsam ist die Arbeit der Kommission für Ökumenische Beziehungen. Sie begann 1967 einen Dialog mit der Römisch-katholischen Kirche, der bis heute andauert. Infolge der Rezeption des Dialogberichtes mit dem Lutherischen Weltbund „Die Kirche: Gemeinschaft der Gnade“ (1984) kam es zur Erklärung der Kirchengemeinschaft zwischen den evangelischen Landeskirchen und der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland und später zum Beitritt von methodistischen Kirchen zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. 2006 erklärte der Weltrat Methodistischer Kirchen, dass er der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die von der Römisch-katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund 1999 unterzeichnet worden war, zustimmt. In jüngerer Zeit gab es Dialoge mit der Heilsarmee, die methodistische Wurzeln hat, dem Weltrat Methodistischer Kirchen aber nicht angehört, mit dem Baptistischen Weltbund und mit der Anglikanischen Kirchengemeinschaft. Derzeit finden Konsultationen mit der Organisation Afrikanisch Initiierter Kirchen statt. Des Weiteren gibt es Kommissionen für Interreligiöse Zusammenarbeit, Theologie, Gottesdienst, Soziale Verantwortung, Familie, Evangelisation, letztere arbeitet mit World Methodist Evangelism zusammen, einer Organisation, die Missionsinitiativen fördert. Die Kommission für Erziehung speist die Arbeit der International Association of Methodist Schools, Colleges and Universities (IAMSCU) in den Weltrat ein. IAMSCU ist ein Netzwerk von Schulen und Universitäten in methodistischer Trägerschaft. Jugendliche und junge Erwachsene bilden eine mit dem Rat verbundene Jugendorganisation. Zum Weltbund Methodistischer Frauen und zu Wesley Men, bestehen enge Verbindungen. Inzwischen haben sich in allen Weltregionen methodistische Räte gebildet. Die theologische Arbeit der Mitgliedskirchen wird durch das alle fünf Jahre stattfindende Oxford Institute for Methodist Theological Studies gefördert. Derzeit wird ein Institut für Friedensstudien aufgebaut, nachdem der Weltrat mit der Verleihung eines Friedenspreises bereits seit 1977 ein Fokus auf Friedensförderung gelegt hat.

Rosemarie Wenner
 


Literatur

Klaiber, Walter: Methodistische Kirchen, Bensheimer Hefte 111, Göttingen 2011.
 

Zurück