Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)

Geschichtlicher Überblick

Die Konferenz Europäischer Kirchen entstand als Antwort auf die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und die Auswirkungen des folgenden „Kalten Krieges“. Die erste Vollversammlung mit Vertretern und Vertreterinnen von mehr als 40 Kirchen aus Ost und West fand 1959 in Nyborg/Dänemark statt.


Die Konferenz entwickelte sich daraufhin zu einer der führenden ökumenischen Bewegungen in Europa, die orthodoxe, protestantische, anglikanische Denominationen über die Trennung des Eisernen Vorhangs zusammenbrachte. 

Im Jahre 1999 fusionierte die KEK mit der EECCS (European Ecumenical Commission for Church and Society), die sich vor allem durch den Dialog mit den europäischen Institutionen und dem Ecumenical Center der KEK in Brüssel sowie deren Büro in Straßburg als wichtige ökumenische Organisation etabliert hatte. 

Die enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche, u.a. durch die Durchführung von europäischen ökumenischen Versammlungen (Basel 1989, Graz 1997, Sibiu 2007) mündete in der Unterzeichnung der „Charta Oecumenica. Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa“ von Vertretern der KEK und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) 2001 in Straßburg.

Neben ökumenischen und theologischen Fragen waren vor allem gesellschaftspolitische und europäische Fragen für die KEK ein zentrales Thema. Im Jahre 2015 wurde der Hauptsitz der KEK von Genf nach Brüssel verlegt und die dort ansässige Kommission für Kirche und Gesellschaft der KEK in das Generalsekretariat integriert.

Daneben unterhält die KEK zusammen mit der Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL) ein Büro in Straßburg bei den dort ansässigen europäischen Institutionen. 
 


Zielsetzung und wichtigste Themen

Neben der theologischen Arbeit, die u.a. den interreligiösen Dialog sowie ökumenische und ekklesiologische Fragstellungen beinhaltet, sieht die KEK eine ihrer Hauptaufgaben, gesellschaftspolitisch relevante Themen im europäischen Kontext theologisch zu diskutieren und diese auf politischer Ebene einzubringen. Die Titel der jeweiligen, regelmäßig stattfindenden Vollversammlungen seit 1959 sind seit Anbeginn deshalb immer in Bezug auf Schnittstellen von Kirche und Gesellschaft gewählt.  

Die Hauptthemenbereiche, durch die jeweiligen Vollversammlungen einberufene Themengruppen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt:
- Menschenrechte
- Ekklesiologie und Mission
- Wissenschaft, neue Technologien und christliche Ethik
- Diversität, Bildung und Demokratie
- Wirtschafts- und Klimagerechtigkeit
Darüber stellt das 2019 von der EU angestoßene Bürgerbeteiligungsprojekt „Future for Europe“ einen Schwerpunkt der KEK für die kommende Jahre dar. 
Frühere Themenbereiche widmeten sich u.a. den Bereichen Frieden und Versöhnung und Soziale Gerechtigkeit.

Europäische Union
Durch den Artikel 17 des "Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union" (VAEU), der maßgeblich durch das Engagement der KEK in den Vertrag mit aufgenommen wurde, ist der Dialog der Kirchen und Glaubensgemeinschaften mit den politischen Organen der EU rechtlich festgeschrieben. Durch ihn werden Kirchen und Glaubensgemeinschaften als Partner der EU für den Dialog anerkannt und Bestimmungen für einen offenen, regelmäßigen und transparenten Dialog in den Vertragstext aufgenommen.


So finden in regelmäßigen Abständen Treffen mit Vertretern der Europäischen Kommission und in halbjährigem Rhythmus mit der jeweiligen Ratspräsidentschaft statt. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). Neben diesen regelmäßigen Treffen ist die KEK auch Ansprechpartnerin für die im Europäischen Parlament vertretenen Parteien und Abgeordneten. Durch Workshops, Vorträge und auch Beteiligung an öffentlichen Konsultationen nimmt die KEK aktiv an politischer Meinungsbildung auf europäischer Ebene teil.

Europarat
Bei der europäischen internationalen Organisation des Europarats (institutionell nicht mit der EU verbunden) hat die KEK einen Teilnehmerstatus (participative member) und ist dadurch in mehreren Gremien wie z.B. in den Leitungsgremien Menschenrechte, Bioethik und dem Bildungsgremium als Beobachterin zugelassen. Wichtige Anliegen der KEK, durch das Büro in Straßburg beim Europarat vertreten, ist das Einbringen kirchlicher und religiöser Gesichtspunkte in die europäische Diskussion über Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. 

Zahlen, Daten, Fakten
Die KEK zählt 114 Mitgliedskirchen in 38 Ländern sowie mehrere Nationale Kirchenräte. Daneben unterhält die KEK auch besondere Beziehungen zu mehreren internationalen Partnerorganisationen. Neben dem Sitz in Brüssel hat die KEK auch ein Büro in Straßburg, welches teilweise gemeinsam mit der Konferenz der Kirchen am Rhein, einer Regionalgruppe der GEKE, unterhalten wird. 

Sören Lenz
 


Literatur

Burton, Win: The European Vision and the Churches. The Legacy of Marc Lenders; Globethics.net CEC 1 Geneva: Globethics 2015.

Hogebrink, Laurens: Europe’s Heart and Soul. Jacques Delors’ Appeal to the Churches; Globethics.net CEC 2, Geneva 2015

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